Unübersetzbare Wörter – unsere Top 10
Wenn selbst den besten Übersetzer:innen die Worte fehlen
Heißt „unübersetzbar“ wirklich „unübersetzbar“?
Kleiner Spoiler: nein. Denn es kommt darauf an, wie man „unübersetzbar“ definiert. Im Internet sorgen regelmäßig Listen mit unübersetzbaren Wörtern für Erheiterung. Vielleicht hast du ja auch schon über die „Frau, die nur von hinten schön ist“ (Japanisch bakku-shan) oder „sich zu Hause in der Unterhose betrinken und keine Anstalten machen, das Haus zu verlassen“ (Finnisch Kälsarikännit) geschmunzelt?
Bei genauerer Betrachtung sind diese Wörter aber natürlich gar nicht unübersetzbar – sie lassen sich nur nicht mit einem einzigen Wort übersetzen. Meist braucht es eine längere Umschreibung oder einen ganzen Satz, um diese einzigartigen Begriffe in einer anderen Sprache adäquat wiederzugeben.
Vom Fremdwort zum Lehnwort
Manchmal wird auf eine mühselige Umschreibung auch verzichtet, und das Fremdwort wird kurzerhand in die eigene Sprache übernommen. In so einem Fall spricht man von einem „Lehnwort“. Ein Beispiel dafür ist das deutsche „Schadenfreude“, das in Ermangelung besserer Alternativen auch im englischsprachigen Raum verwendet wird.
Die Entlehnung geschieht dabei in beide Richtungen:
Deutsche Lehnwörter in anderen Sprachen:
- Englisch: Angst, Kindergarten, Sauerkraut, …
- Französisch: Biedermeier, Rollmops, Zeitgeist, …
- Hebräisch: Dübel, Feinschmecker, Isolierband, …
Lehnwörter aus anderen Sprachen im Deutschen:
- Englisch: Computer, Fan, Sandwich, Gag, ...
- Französisch: Charme, Dessert, Recherche, …
- Arabisch: Admiral, Giraffe, Karaffe, ...
Warum gibt es überhaupt „unübersetzbare“ Wörter?
Natürlich gibt es keinen bestimmten Grund, warum ein Wort leicht, schwer oder gar nicht zu übersetzen ist. Was sich allerdings sagen lässt: Unübersetzbare Wörter sagen etwas über den Kulturkreis aus, aus dem sie stammen.
Gibt es für etwas Kompliziertes ein einziges Wort, legt das die Vermutung nahe, dass es sich um etwas Wichtiges handelt. Denn eine sprachökonomische – sprich: kürzere – Version braucht man meist für Begriffe, die häufiger in Verwendung und von großer Bedeutung sind.
Übrigens: Dieses Phänomen lässt sich sogar innerhalb einer Sprache beobachten. So gibt es zum Beispiel im nördlichen Teil Bayerns ein eigenes Wort für „das letzte Bier vor dem Heimgehen, das nicht ganz vollgeschenkt wird und deshalb billiger ist, sofern man davor schon mindestens ein Bier getrunken hat“ (Spruz). Alles klar?
100 Begriffe für Schnee …
Dinge, die in einem bestimmten Kulturkreis große Bedeutung haben und deswegen ein eigenes Wort bekommen – fällt dir da vielleicht die Geschichte mit den Eskimos ein? Schließlich heißt es doch, dass Eskimos 100 verschiedene Begriffe für Schnee haben!
Leider müssen wir dich enttäuschen: Bei dieser Geschichte wurde dir ein Bär aufgebunden. Erstens sprechen die Inuit nicht nur eine, sondern zahlreiche eskimo-aleutische Sprachen. Und zweitens gibt es in denen auch nicht mehr Wörter für Schnee als in anderen Sprachen. Woher diese Legende dann kommt? Sie geht auf den „Great Eskimo Vocabulary Hoax“ und den Ethnologen Franz Boas zurück, dem diese moderne Sage in den Mund gelegt wird.